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Traurige Bilanz

Hallo liebe Igel-Freunde!
Fast täglich erreichen mich mehrere Notrufe. Mein Anrufbeantworter ist derzeit mein bester Mitarbeiter.
Glücklicherweise kann den meisten Igeln derzeit mit einer Untersuchung und einer Beratung für die Finder geholfen werden. Aber das klappt nicht bei allen Tieren.
Erst in der letzten Woche habe ich sage und schreibe 6 Igeln nicht mehr helfen können:
Nr. 1 wurde auf der Strasse bei uns um die Ecke überfahren...
- ich habe ihn von der Strasse gekratzt.
Nr. 2 ist einer Autofahrerin vors Auto gelaufen. Sie konnte so schnell nicht bremsen und erwischte den Igel noch. Sie hat sich sofort um das Tierchen gekümmert und mich kontaktiert. Auf dem Weg zu mir ist er dann leider verstorben, so dass ich nur noch den Tod feststellen konnte.
Nr. 3 kam mit einer Gesichtsverletzung. Wie sich herausstellte ein Biss durch ein anderes Tier. Er verstarb während der Untersuchung an den Folgen einer Sepsis. Die linke obere Zahnreihe war komplett vom Knochen gebrochen und die Oberkieferhöhle freigelegt. Er hätte sowieso erlöst werden müssen.
Nr. 4 wurde mit massiven Atemproblemen gebracht. Noch bevor ich sie untersuchen konnte tat sie ihren letzten Schnaufer. Ich bzw. sie hatte keine Chance.
Nr. 5 wurde mit einem riesigen Loch vorne Rechts gebracht. Wo einst einmal ein Vorderfuss war, war nur noch dieses Loch. Hier blieb uns nichts anderes übrig. Wir mussten den Igel leider einschläfern lassen, da die Wunde auch bereits stark entzündet und nekrotisch war.
Nr. 6 ein älteres Igele, der bereits 2 Tage (!) auf der selben Stelle lag. Er wurde mit Haferflocken gefüttert "weil sie ja so gut gedeihen damit". Der Igel war schwerstverletzt und fast verhungert. Auch hier blieb uns nur noch ihn zu erlösen. Fliegen und Maden hatten bereits ihr Werk begonnen.
Leute, ich kam mir vor wie ein Totengräber!
Was mir vor allen Dingen immer wieder sprachlos macht ist die Uneinsichtigkeit mancher Menschen. Statt sich sofort um Hilfe zu bemühen wird noch tagelang herumgedoktert und das Tier leiden gelassen. Mit einem Telefonanruf hätte man manches Leid verkürzen können bzw. eventuell noch das Tier retten können.
Was aber nicht nur mir sondern auch den anderen Pflegestellen zu schaffen macht ist die mangelnde Spendenbereitschaft!
Leute, ihr helft dem Tier zwar zu einem fachkundigen Behandler, aber dann ist es euch egal wie es weiter geht.
Die Behandlung beim Tierarzt, die Medikamente, das Futter und nicht zuletzt die Unterbringung kosten Geld!
Wir Pfleger arbeiten alle ehrenamtlich!
Wir opfern unsere Freizeit.
Wir sind oft Tag und Nacht im Einsatz.
Wir setzen uns jeden Tag - auch am Wochenende und an Feiertagen - für unsere Schützlinge ein.
Wir bekommen keinerlei Unterstützung aus öffentlicher Hand.
Wir nehmen euch den Igel ab und versorgen ihn weiter.
Spritkosten, Waschmittel, Stromkosten, Telefonkosten, Wasserkosten und noch einiges mehr bezahlen wir aus eigener Tasche. Und da kommt ganz schön was zusammen!
Da sollte doch zumindest eine Spende für unsere Arbeit drin sein. Dieses Geld verwenden wir schliesslich nicht für uns, es wird für die Behandlung der Tiere verwendet. Wir nehmen nicht einen Cent davon! Denkt einmal drüber nach!
Jeder Cent hilft!
Bis denne...