Oft wird auch behauptet, die Igel gingen durch das regelmäßige Füttern nicht in den Winterschlaf. Wir haben in über 20 Jahren Igelpflege festgestellt: Das stimmt so nicht mehr!
Die Winter sind in unseren Regionen nicht mehr so kalt. Es friert einfach nicht mehr richtig. Dadurch gehen die Igel nur sehr unregelmäßig in den Winterschlaf und wachen auch immer wieder auf. Das kostet sie viel Energie. Was ist aber, wenn sie dann nichts zu fressen finden? Der Igel muss sehr weite Strecke zurück legen, um überhaupt satt zu werden. Und wenn ihm dann noch, wie so oft empfohlen wird, seine Futterstelle entzogen wird, hat er ein richtiges Problem. Er sucht verzweifelt nach Nahrung und muss weite Strecken zurücklegen, um überhaupt etwas zu finden. Satt wird er davon nicht. Und zudem verliert er bei dieser Suche noch viel Energie. So wird es schwierig für ihn den Winter zu überstehen.
Ein Igel, der sein notwendiges Winterschlafgewicht erreicht hat, geht auch in den Winterschlaf. Ob dort nun Futter steht oder nicht. Das konnten wir in all den Jahren immer wieder beobachten. Wir bestücken die Futterhäuser dann mit Trockenfutter. Sollte der Igel zwischendurch, wegen der warmen Temperaturen, wach werden, so kann er sich dort wieder satt machen. Was er auch gerne annimmt. Anschließend wackelt er noch etwas herum, entleert sich wieder und zieht sich dann wieder in sein Schlafhaus zurück.
Auf diese Art hat er wirklich eine Chance den Winter zu überstehen. Und im Frühjahr, wenn die Igel dann wieder richtig erwachen, haben sie auch gleich eine Anlaufstelle und können etwas fressen. Sie haben dann relativ schnell wieder ein gutes Gewicht und können sich anderen Dingen zuwenden.
Immer wieder wird von großen Organisationen, und auch von verschiedenen Igelpflegern, jedoch genau das Gegenteil behauptet. Man soll nicht ganzjährig füttern, man soll ihm sein Futter entziehen wenn er nicht in den Winterschlaf geht und noch andere Aussagen werden getätigt. DAS könen wir nicht bestätigen. Im Gegenteil - wir haben hier andere, ganz andere Erfahrungen gemacht. Es war vielleicht früher einmal so, als die Winter noch richtige Winter waren und als das Nahrungsangebot noch reichlich war. Mittlerweile jedoch hat sich vieles verändert.
Gärten sind hermetisch abgriegelt. Sie werden so penibel sauber gehalten... Nirgendwo befindet sich eine Rückzugsmöglichkeit für die Igel. Alles Laub und Gehölz wird immer sofort entsorgt. Futtertiere haben keine Chance sich hier irgendwo anzusiedeln.
Der Lebensraum der Igel wird mehr und mehr begrenzt und zerstört. Da nirgendwo mehr Durchschlupfmöglichkeiten vorhanden sind versuchen die Igel sich durch Zäune zu zwängen, mit teils verheerenden Folgen. Sie bleiben oft stecken. Werden sie nicht gefunden und befreit sterben sie einen elenden Tod.
Jedes Jahr steigt die Zahl der Igel, die verhungern, ja sogar verdursten. Oft versterben die Igelmütter, weil sie nicht genügend Nahrung für sich und ihre Jungen finden. Und das in einer Welt des Überflusses. Werden die Babys nicht gefunden, oder nicht rechtzeitig gefunden, so sterben auch sie. Eine ganze Igelfamilie wird ausgelöscht.
Auch die anderen menschgemachten Gefahren erschweren es dem Igel immer mehr sich zu behaupten. Wir kennen sie alle: Mähroboter, Tellersensen, Fadentrimmer, Gifte der unterschiedlichsten Arten, ja sogar Mause- und Rattenfallen werden dem Igel zum Verhängnis. Diese werden in der Regel ebenerdig aufgestellt und nicht gesichert, sprich irgendwo befestigt, damit verletzte Tiere damit nicht abhauen können.
Dabei wäre es so einfach: Ratten und auch Mäuse klettern überall drauf. Stellt die Fallen höher auf und befestigt sie irgendwo. Dann geht so schnell kein Igel mehr in eine solche Falle. Wie oft schon wurde mit ein Igel in solch einem Marterinstrument gebracht. Das Beinchen, mit dem sie in die Falle getappt sind war nicht mehr zu retten. Dieses musste dann amputiert werden. Bei einem Hinterbeinchen hat der Igel dann jedoch noch eine Überlebenschance. Mit dieser Behinderung lernt er zu leben. Aber wenn es ein Vorderbeinchen trifft, ist dies sein Todesurteil.
Wir können nur immer wieder bitten sich genau zu überlegen, was man wie macht. Was schadet ein Durchschlupf im Zaun, eine kleine Ecke mit Laub und Gehölz? Dadurch wird der Garten nicht unansehnlich. Im Gegenteil: er bietet Lebensraum. Denkt mal drüber nach!
Bis denne...